Vereinsgeschichte

 

 

 

Mit den folgenden Seiten versuchen wir die Historie unseres Vereins von 1978 bis heute aufzuarbeiten und darzustellen.

Viel Vergnügen!


Der Weg vom Anfang bis heute

 

Der heutige Modellclub Schwedt e. V. war 1978 als "Automodellclub der DDR" unter dem Dachverband der "Gesellschaft für Sport und Technik", kurz "GST" genannt, organisiert.

Unser Vereinsvorsitzende, Hans-Joachim Bliefert, fand aus den Anfangsjahren dieses Dokument:

"Bauvorschriften und Regeln für Modelle und Wettkämpfe"


 

Herausgeber: Automodellclub der DDR

Ausgabe: 1980

 

Man kann dieses Regelwerk in etwa mit dem DMC- Handbuch von heute vergleichen.

In diesem Dokument waren die wichtigsten Regeln und Vorschriften festgehalten, die ein Modellsportler in der Deutschen Demokratischen Republik einzuhalten hatte, wollte er erfolgreich sein!

 

Vereinsgeschichte der 1980iger Jahre

 

 

 

 

 

 

 

Hagenow 1981

Dieses Dokument, zeigt den Ausschnitt eines Briefes des Modellclub Schwedt an den damaligen Präsidenten des DDR Automodellsports zeigt und lässt ahnen, was eigentlich damals Modellsport bedeutete.

Modellbausätze: Fehlanzeige!

So etwas gab es nicht. Für die alten DDR Hasen war das Modellbau pur!

Die damals 6 Mitglieder des Schwedter Modellsportteams haben ihre Auto- Rennmodelle noch selbst gefertigt.

Eine kleine Begebenheit soll das verdeutlichen:

Bei einem Wettbewerb in Hagenow (heute Mecklenburg-Vorpommern) war den Schwedter Modellsportlern aufgefallen, dass einige Rennsportkollegen ihre Fahrzeuge komplett aus Baukästen montiert hatten, die sie sich irgentwie über Verwandschaften oder Freunde aus dem westlichen Ausland besorgt hatten.

In diesem Brief beschwerte sich Hans-Joachim BLiefert im Auftrage der Mitglieder des Schwedter Sektion Automodellsport nun offiziell bei der Obrigkeit hinsichtlich Wettbewerbsverzerrung.

 

Für die Sportfreunde aus Schwedt eine absolute Ungerechtigkeit ob solcher Wettbewerbsvorteile.

Erbost fragten sie sich und den DDR Verband:

"Was hat das noch mit Modellbau zu tun, wenn man nur einen kompletten Bausatz montieren und dann nur die RC Anlage einsetzen muss, um an den Start gehen zu können?"

Frei nach dem eigentlichen Begriff "Modellbau" hieß das für die Schwedter Jungs schließlich auch modellieren.

Im KLartext: Selbst anfertigen!

Was uns heute zum Schmunzeln und Witze reißen veranlasst, war damals für die DDR Modellsportfreaks ein

absolutes "No Go"! 

 

 

Alter Motor aus den Anfangsjahren, in heutigem Jargon: mehrfach getunt!!!

Auch galten Modellmotoren damals als Mangelware, worauf es nicht verwunderte, dass im Brief auch nach neuen Motoren gefragt wurde.

Auf den besagten Wettbewerb setzten die Schwedter Sportfreunde sogenannte Motoren der Marke "Moskito" ein.

Wie es im Brief weiter heißt, haben diese Motoren nun, nach mehrfachen Austausch von selbst gefertigten Teilen, ihre Verschleißgrenzen bei weitem überschritten. Nun war der Punkt gekommen, dass unbedingt neue Motoren gebraucht wurden. Man bat nun Modellmotoren der Marke MVVS aus CSSR zu beschaffen, um sie an die DDR Sportler zu verkaufen.

So heißt es wörtlich:

"Der große Teil der in Hagenow vertretenen Teilnehmer hatte MVVS oder sogar Super-Tiger in ihren Automodellen. Da für uns nur der MVVS Motor aus der Produktion des Nachbarlandes in Frage kommt, möchten wir hiermit anfragen, ob es Möglichkeiten gibt, solche Motoren über die GST zu bekommen."

Anmerkung:

Eine Direktbeantragung/Bestellung des Vereins beim Lieferanten war absolut undenkbar!

Alles was Import bedeutete, wurde letztendlich von Staatsorganen gesteuert und da die GST militärpolitisch relativ hoch angebunden war, war ihr Präsident der absolut richtige Adressat für die Schwedter Modellsportler.

Es war der einzig mögliche Weg, an diese Motoren zu kommen. Hatten die Jungs diese Fürsprache, war mindestens die Antragstellung geschafft!

Man musste sehr kreativ und einfühlsam seine Wünsche und Hoffnungen aufs Papier bringen, um bei Entscheidungsorganen Gehör zu bekommen.

Fakt war, dass dieser Brief tatsächlich die richtigen Personen erreichte und Türen in der Organisation öffnete, so dass auch, wenn auch sehr begrenzt, in den darauffolgenden Jahren auch westdeutsche Modelltechnik bestellt werden konnte.

Ein Durchbruch und ein Meilenstein für die weitere Entwicklung des Automodellsports in der DDR war geschafft. 

Und weiterhin gab es ja noch das Motto: Was nicht gekauft werden konnte, wurde eben selbst gefertigt - Modellbau halt!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

Rostock 1982

Ist es heute nach Rostock nur ein kleiner Tagesausflug, war es damals schon anstrengend und mitunter recht zeitaufwendig.

Die Autobahn A 20 gab es noch nicht, so dass über sog. Fernverkehrsstraßen und vielen Landstraßen und Dörfern gefahren werden musste. Der Zustand einiger Straßen war mitunter bedenklich und man hatte immer im Hinterkopf: Bloß heil ankommen!

In der Nähe des Ostseestadions auf dem damaligen Eishockeyfeld der Hanseaten kamen 1982 die Automodellsportler der ganzen DDR zusammen.

Gefahren wurde in den Glattbahnklassen der DDR

* Klasse RC - V1 mit freiliegenden Rädern

* Klasse RC - V2 mit verdeckten Rädern

* Klasse RC - V3 mit Motorbegrenzung auf 2,5 ccm

Solche relativ großen Sportveranstaltungen wurden natürlich auch politisch von der Staatsführung genutzt.

In Rostock veranstaltete die SED parallel eine sog. Friedensmanifestation,.

Wollte man nicht im Abseits stehen, hieß es ganz klar: "Mitmachen und für den Erhalt des Friedens demonstrieren!"

Damit war die Aufmerksamkeit da und Berichterstattung durch die damaligen Medien gesichert.

 

 

 

Neuer Tag, so hieß die wichtigste Tageszeitung in Schwedt, berichtete so darüber:

Erfolgreiche Sektion - Automodellsportler nehmen an Friedensmanifestation am 29. Mai teil!

Die Gründungsmitglieder des MC Schwedt werden diese Berichterstattung heute mit Humor betrachten. Wo damals noch der Klassenfeind angeblich vor der Grenze stand, wurde selbst politisch nicht vor dem Modellsport haltgemacht.

Damit waren die Schwedter Sportler aber wieder im Gespräch.

Diese damals so wichtigen positiven Meldungen öffneten oft Türen und die Bereitschaft in Betrieben zur Unterstützung des Vereins.

Nutzung von Werkstätten außerhalb der normalen Arbeitszeit,

z. B. die Lehrwerkstatt der PCK Raffinerie oder die Hilfe mit Materialien zur Fertigung von Bauteilen, waren seinerzeit unbezahlbare Nebenerscheinungen.

Weitere Rennen, an die der MC Schwedt in den 1980igern regelmäßig teilnahm:

waren u. a.:

     * NEMAG - Pokal in Neubrandenburg

     * DDR Meisterschaft in Görlitz

     * mehrere offene Kreismeisterschaften innerhalb der DDR  

 

  

Wieder Hagenow

 Hagenow war in den 1980iger Jahren eines der Zentren des Modellsports in der DDR.

Jedes Jahr fand dort, im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, ein großes Treffen mit einem sog. Freundschaftslauf der Glattbahner statt.

Gefahren wurde in den damals vorherrschenden Klassen V1, V2 und V3 (siehe oben).

Natürlich war auch neben dem Sport geselliges Beisammensein angesagt. Höhepunkt in Hagenow war stets ein gemeinsames Wildschweingrillen.

Eine kleine, heute fast undenkbare Begebenheit von einem Rennen in Hagenow:

DDR Spitzenfahrer Fritsch war bei diesem Rennen mit seiner Freundin angereist.

Wie heute auch, stand sie nicht nur rum, sondern machte seine Helferin.

Fritsch im Finale und Spitzenreiter und der Zeitpunkt zum Tanken war gekommen.

Seine Freundin aber verfolgte in der Aufregung das falsche Modell, so dass sie nicht mitbekam, dass sein Auto mit Motorenaus stehen geblieben war.

Um seiner Freundin darauf hinzuweisen, zog er ihr mit der Antenne seiner Fernsteuerung kurzerhand über den Kopf und schrie sie an. Worauf sie dann endlich reagierte und das Auto von der Strecke zum Nachtanken in die Box holte.

Alle Starter am Fahrerstand und deren Helfer, sowie viele Zuschauer haben das natürlich mitbekommen und den Kopf geschüttelt. Eine Strafe wurde damals nicht ausgesprochen - Heute sicher undenkbar! 

 

 

Und noch eine Besonderheit aus unserer DDR- Zeit:

Genehmigung von Fernsteueranlagen

 

In der DDR mussten jedes Jahr neue RC- Anlagen durch die Deutsche Post in einem Genehmigungsverfahren geprüft werden und wurden dann erst gegen Zahlung einer Gebühr zur Nutzung freigegeben .

Früher haben die Automodellsportler ihre Fernsteueranlagen mangels fehlender Kaufmöglichkeiten (siehe oben Bausätze, Motoren usw.) selbst gebaut.

Heute kann der Modellsportler sich diese Anlage komplett kaufen. Sie ist dann entsprechend den gesetzlichen Reglungen sowohl für Deutschland, als auch für Ausland zertifiziert zugelassen. 

 

Diese hier abgebildete RC- Funkfernsteuerung vom Typ "Start" wurde erst ab 1986 von der Produktionsgenossenschaft Radio und Fernsehen aus Freiberg bei Dresden hergestellt. Wer diese sein Eigen nennen konnte, verfügte über ein wahres Luxusstück, denn es gab sie nur als Kleinserie!

Fernsteuerungen zu dieser Zeit waren Knüppelsteuerungen, die in der Regel im 27 MHz- Bereich betreiben wurden.

 

Überleiterverordnung des Modellsports der GST - Nur für den Dienstgebrauch in der GST

Bei diesem Dokument handelt es sich um ein Nachschlagewerk zu den Rechten und Pflichten der Modellsportler bei Wettkämpfen.

Es ist in etwa vergleichbar mit den heutigen Rennleiterregeln des DMC.

Das GST Dokument ist jedoch klar orientiert an militärische Führungsstrukturen, hinsichtlich der personellen Verantwortung und Unterstellung.

Dieses Dokumente und die o. g. Bauvorschriften und Wettkampfregeln waren die bis zur Wiedervereinigung gültigen Richtlinien für den Automodellsport in der DDR.

 

Ein paar Bilder aus den 1970- und 1980-er Jahren - Bitte die teilweise schlechte Qualität zu entschuldigen, aber es sind für unseren Club historische Dokumente.

Ein paar Bilder aus den 1970- und 1980-er Jahren - Bitte die teilweise schlechte Qualität zu entschuldigen, aber es sind für unseren Club historische Dokumente.

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Ein besonderes Kapitel in der Geschichte des Modellclub Schwedt ist die Suche nach einer festen Heimstätte.

Anfangs gab es nur private Treffs bei Sportfreunden mit größeren Grundstücken oder auf abgelegenen Plätzen.

Bis zur heutigen RC Arena war es weiter Weg, mit vielen Hindernissen.

Für alle, die von Anfang an dabei waren - Bewährungsproben besonderer Art. Denn die heutige Buggy Renn-Sportanlage in der Blumenhagener Gemarkung, unmittelbar neben der Moto Cross Strecke, ist bereits die vierte Trainings- und Wettkampfstätte des Vereins.

Insgesamt 3 x mußten die Pioniere des Automodell Rennsport in Schwedt umziehen.

Aber der Reihe nach!

1. Station

Trainings- und Wettkampfstätte auf dem Parkplatz hinter dem damaligen Bildungszentrum, Nähe Berliner Allee

1985 erster Wettkampf in den Glattbahnklassen. Die Rennstreckenabgrenzung waren wassergefüllte Schläuche, bereitgestellt von der Feuerwehr des damaligen VEB Petrolchemiches Kombinat Schwedt.

2. Station 1991

Eine mit viel Fleiß aufgebaute Renn- und Trainingsstätte am ehemaligen Pionierhaus Heinrichslust.

3. Station 1996

Unverzagt suchten die Pioniere des Automodell Sport nach einem neue Standort. Sie fanden ihn direkt neben der Waldsportanlage der Papierfabrik in Schwedt. Noch im selben Jahr wurde sie mit Einladungswettkämpfen eingeweiht.

1995

Die Stadt verkauft das Gelände. Die Strecke mußte auf  Grund von Eigenbedarf des Investors aufgegeben werden.

2000

musste aber auch dieses Gelände wieder geräumt werden, da der Betreiber seine Sportanlagen um weitere Sportstätten erweitern wollte.




4. Station "  RC Arena" im Ortsteil Blumenhagen ab 2001 bis heute

 


Neben der Moto Cross Strecke des Motorsportclubs Schwedt erhält der MC Schwedt 2001 ein Gelände in der Gemarkung Blumenhagen. Eine ehemalige, illegale Müllkippe, sollte zur Heimstatt des Modellclubs Schwedt werden.

Erste Skepsis ob der schier unmöglich anzumutenden Arbeiten, wich jedoch auf Grund der großartigen Unterstützung die dem Club durch die Stadtverwaltung Schwedt zuteil wurde.

Nach realtiv kurzer Zeit entstand hier eine in allen Belangen vorzeigbare Rennstrecke, so dass bereits ab 2002 wieder Wettbewerbe ausgetragen werden konnten. U.a. jährlich ein Lauf zur Sportkreismeisterschaft des Sportkreises Ost (SM SK5), gleichzeitig auch immer Wertungslauf für die Teilnahmeberechtigung an Deutschen Meisterschaften, 2002 bis 2012  Berlin Brandenburg Cup, ab 2013 Oder Pomerania Cup und seit 2014 ein 4-tägiges Buggy Event zum Vatertag, mit Nachtrennen und Workshops, sowie zahlreiche Einladungswettbewerbe, wie Kinder- und Jugendtage in den Sommerferien im Rahmen des Schwedter Agenda Diplom: Entdeckungstour durch die Stadt, etc.

Absolute Höhepunkte im Vereinslebens waren die DM Läufe 2011 und 2015 in der Klasse OR8 organisiert und durchführt hat.

 

Bilder zum Streckenbau bitte unter Mediathek/Fotos

Unsere RC Arena heute